Spironolacton und persistierende Heiserkeit, eine hormonell bedingte Nebenwirkung
Spironolacton und persistierende Heiserkeit, eine hormonell bedingte Nebenwirkung
Das kaliumsparende Diuretikum Spironolacton kann durch seine antiandrogenen Eigenschaften zu Nebenwirkungen an den Stimmbändern wie Heiserkeit und potentiell persistierende Veränderungen der Stimmlage führen.
Insbesondere bei Personen mit Berufen, in denen die Stimme eine besondere Bedeutung hat, sollten vor Therapie mit Spironolacton eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken der Behandlung erfolgen und therapeutische Alternativen in Betracht gezogen werden.
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Daten Ereignis |
Beschreibung |
Jahr: 2024 Altersgruppe: Erwachsene Geschlecht: weiblich Arzneimittel: Aldactone® Wirkstoff/Wirkstoffe: Spironolacton Indikation: keine (off-label use bei Alopezie) UAW: Heiserkeit Outcome: not recovered |
Eine Patientin im mittleren Alter erhielt wegen einer diffusen Alopezie eine Off-label-Therapie mit oral verabreichtem Spironolacton. Ein paar Monate nach Steigerung der initialen Dosierung von 50 mg auf 100 mg täglich entwickelte sie eine Heiserkeit, die häufig und vor allem bei Stimmermüdung auftrat. Andere Medikamente im zeitlichen Zusammenhang mit der Heiserkeit oder eine regelmässige Begleitmedikation wurden nicht eingenommen. Trotz vorübergehendem Absetzen von Spironolacton im Verlauf blieb die Heiserkeit bestehen. |
Fazit und Empfehlung
Spironolacton ist zugelassen für die Behandlung der arteriellen Hypertonie, bei idiopathischen oder durch Herzinsuffizienz bedingten Ödemen, bei Aszites durch Leberzirrhose sowie beim primären Hyperaldosteronismus. Spironolacton wirkt als Antagonist am Mineralkortikoidrezeptor (Aldosteronrezeptor) aber auch an weiteren Steroidrezeptoren, vor allem an Progesteron- und Androgenrezeptoren. Es hat dadurch antiandrogene Eigenschaften und wird Off-Label Therapie bei hormonell-bedingter (androgenetischer) Alopezie vor allem bei Frauen eingesetzt.
Unter Spironolacton werden als unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) in der Arzneimittelinformation potentiell persistierende Stimmveränderungen, z.B. in Form von Heiserkeit – bei Frauen auch Vertiefung der Stimmlage – aufgeführt (Häufigkeit unbekannt). Pathophysiologisch ist diese hormonell bedingte UAW auf eine nichtselektive und dosisabhängige Wirkung von Spironolacton auf mehrere Steroidrezeptoren zurückzuführen. Weitere hormonell bedingte unerwünschte Wirkungen von Spironolacton sind z.B. Gynäkomastie, Mastodynie, Libidoveränderungen sowie Menstruations- und Potenzstörungen.
Bei Auftreten von Heiserkeit oder Stimmveränderungen unter Spironolacton, die wie im dargestellten Fall persistieren, sollten neben einer möglichen Nebenwirkung auch andere Ursachen in Betracht gezogen und ggf. weiter abgeklärt werden.
Gesetzliche Meldepflicht unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) durch medizinische Fachpersonen
In der Schweiz müssen medizinische Fachpersonen, die zur Abgabe oder Anwendung von Arzneimitteln berechtigt sind, schwerwiegende und/oder bislang nicht bekannte Nebenwirkungen melden. Meldungen an Swissmedic können mit dem Elektronischen Vigilance-Meldeportal «ElViS» erfasst und übermittelt werden (ElViS-Login).
Ergänzende Informationen
Arzneimittelinformationen (Spironolacton)