Arzneimittelinduzierte Geschmacksstörungen

Arzneimittelinduzierte Geschmacksstörungen

Dysgeusie ist ein Überbegriff für qualitative und quantitative Geschmacksstörungen. Quantitative Störungen entstehen durch eine verminderte oder verstärkte Geschmackwahrnehmung, während qualitative Veränderungen auf einer veränderten Geschmackwahrnehmung beruhen.

Arzneimittelinduzierte Geschmacksstörungen werden grundsätzlich für alle Arzneimittelkategorien berichtet. Besonders häufig treten sie bei antineoplastischen und immunmodulierenden Substanzen sowie bei systemisch wirksamen Antiinfektiva auf.1

Geschmacksstörungen entstehen unter anderem durch den Eigengeschmack eines Arzneimittels (z.B. bitter oder metallisch), eine Beeinträchtigung des Speichelflusses, durch Einfluss des Arzneimittels auf Signalwege, Enzyme oder Transportmechanismen2 oder direkte Schädigung von Sinneszellen.


Geschmackstörung, Dysgeusie Ageusie, Anosmie, Geschmacksinn, Gefapixant, Celecoxib

Daten Ereignis

Beschreibung

Altersgruppe: Erwachsene

Geschlecht: weiblich

Wirkstoff: Gefapixant

Indikation: Husten

UAW: Ageusie

Outcome: recovered

Etwa drei Stunden nach der ersten Einnahme von Gefapixant verlor die Patientin ihren Geschmacksinn. Sie brach die Behandlung nach der zweiten Dosis ab. 24 Stunden später kehrte ihr Geschmackssinn zurück.

Altersgruppe: Seniorin

Geschlecht: weiblich

Wirkstoff: Celecoxib

Indikation: Schmerzen

UAW: Ageusie, Anosmie

Outcome: not recovered

Neun Tage nach Beginn der Einnahme von Celecoxib entwickelte die Patientin Geruchs- und Geschmacksstörungen. Zwei Tage später verlor sie Geruchs- und Geschmackssinn vollständig und beendete die Einnahme. Zum Berichtszeitpunkt, vier Tage nach Ende der Behandlung, bestanden die Symptome weiterhin.

Fazit und Empfehlung

In den Einzelfallmeldungen über vermutete unerwünschte Arzneimittelwirkungen aus der Schweiz finden sich knapp 1’000 Fälle von Geschmackstörungen. Überzufällig häufig werden solche Störungen zum Beispiel gemeldet im Zusammenhang mit Terbinafin, Erdostein und Clarithromycin. Arzneimittelinduzierte Geschmacksstörungen können sich auf Lebensqualität und Ernährungszustand von Patientinnen und Patienten auswirken und sind daher -vor allem bei vulnerablen Patientengruppen- relevante Nebenwirkungen. Die frühzeitige Erkennung hilft die Therapieadhärenz zu verbessern und die Lebensqualität zu erhalten.

Bei dem Verdacht auf eine medikamenteninduzierte Geschmackstörung steht das Absetzen bzw. Ersetzen im Vordergrund (soweit medizinisch möglich). In der Mehrzahl der Fälle kommt es im Anschluss zu einer Spontanerholung des Schmeckvermögens.3

1 Rademacher WMH, Aziz Y, Hielema A, Cheung KC, de Lange J, Vissink A, Rozema FR. Oral adverse effects of drugs: Taste disorders. Oral Dis. 2020 Jan;26(1):213-223. doi: 10.1111/odi.13199. Epub 2019 Nov 11. PMID: 31532870; PMCID: PMC6988472.

Schiffman SS. Influence of medications on taste and smell. World J Otorhinolaryngol Head Neck Surg. 2018 Mar 26;4(1):84-91. doi: 10.1016/j.wjorl.2018.02.005. PMID: 30035266; PMCID: PMC6051304.

3 S2k-Leitlinie Riech-und Schmeckstörungen 01.05.2023 (AWMF Leitlinienregister)

Gesetzliche Meldepflicht unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) durch medizinische Fachpersonen

In der Schweiz müssen medizinische Fachpersonen, die zur Abgabe oder Anwendung von Arzneimitteln berechtigt sind, schwerwiegende und/oder bislang nicht bekannte Nebenwirkungen melden. Meldungen an Swissmedic können mit dem Elektronischen Vigilance-Meldeportal «ElViS» erfasst und übermittelt werden (ElViS-Login).

Ergänzende Informationen

Arzneimittelinformationen