Medikamenten-induzierte aseptische Meningitis

Medikamenten-induzierte aseptische Meningitis

Arzneimittel können als Auslöser einer aseptischen Meningitis übersehen werden.

Eine Meningitis kann sowohl infektiös als auch nicht-infektiös (sog. aseptische Meningitis) bedingt sein. Als Ursachen einer aseptischen Meningitis kommen neben systemischen Erkrankungen mit meningealer Beteiligung, wie das Behçet-Syndrom oder die Sarkoidose (Neurosarkoidose), oder Krebserkrankungen auch Medikamente in Betracht. Zu den Arzneimitteln, die mit aseptischer Meningitis assoziiert worden sind, zählen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Antibiotika (Sulfonamide, Penicilline), intravenöses Immunglobulin und monoklonale Antikörper [1].


aseptische Meningitis, nichtsteroidale Antirheumatika (NRAS), Ibuprofen, Mefenaminsäure, Ponstan®, Antibiotika (sulfonamide, Penicilline), Sulfamethoxazol, Trimethoprim, Co-trimoxazol, Bactrim® forte, intravenöses Immunglobulin (IVIg), humanes Immunglobulin, Intratect® 10%, monoklonale Antikörper

Daten Ereignis

Beschreibung

Jahr: 2003

Altersgruppe: Erwachsene

Geschlecht: weiblich

Arzneimittel: Ponstan® Kapseln

Wirkstoff: Mefenaminsäure

Indikation: Schmerzen

UAW: aseptische Meningitis

Outcome: Recovered

Zwei Stunden nach Einnahme einer einzigen Kapsel Mefenaminsäure 250 mg entwickelte eine junge Patientin mit mehreren Episoden einer Meningoradikulitis in der Vorgeschichte erneut Meningitis-Zeichen. Anamnestisch waren ein kutaner Lupus erythematodes, eine postinfektiöse sensorische Neuropathie und ein thorakaler Herpes Zoster bekannt. Sie wurde unverzüglich antibiotisch und antiviral behandelt. Der Liquorbefund war auffällig mit Nachweis von Leukozyten und einer Proteinerhöhung, jedoch ohne Hinweise auf eine bakterielle Infektion und normaler kranialer Bildgebung. Bereits zwei Tage später kam es zu einer deutlichen klinischen und laborchemischen Besserung. Die systematische Überprüfung der Patientenakten aus vorherigen Hospitalisationen ergab, dass jeder Episode einer Meningoradikulitis eine unmittelbare Einnahme verschiedener NSAR (Mefenaminsäure, Ibuprofen) vorausgegangen war und ausserhalb dieser Episoden nie NSAR eingenommen worden waren.

Jahr: 2001

Altersgruppe: Erwachsene

Geschlecht: männlich

Arzneimittel: Bactrim® forte

Wirkstoff: Co-trimoxazol

Indikation: Prophylaxe von Infektionen

UAW: aseptische Meningitis

Outcome: Recovered

Ein Patient im jungen Erwachsenenalter mit einer HIV-Infektion musste nach täglicher prophylaktischer Einnahme von Co-trimoxazol 800 mg über 4 Tage mit einer aseptischen Meningitis hospitalisiert werden. Die in der Notaufnahme durchgeführten Untersuchungen waren unauffällig. Nach Absetzen von Co-trimoxazol klangen die Symptome ab. Bei erneuter Exposition gegenüber Co-trimoxazol 400 mg nach zwei Wochen kam es zum Wiederauftreten derselben Symptome.

Fazit und Empfehlung

Eine aseptische Meningitis kann eine seltene bzw. sehr seltene Nebenwirkung bestimmter Medikamente sein, wie z. B. Ibuprofen,  Mefenaminsäure oder Co-trimoxazol. Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes sind nach NSAR-Einnahme dafür prädisponiert, wobei diese Nebenwirkung auch bei Gesunden auftreten kann[1].

Die Pathophysiologie ist nicht vollständig geklärt; diskutiert werden immunologische Überempfindlichkeitsreaktionen (Typ III/IV) sowie bei Co-trimoxazol und IVIg zusätzlich eine direkte chemische Reizung der Meningen [2-4]. Bei IVIg könnte zudem eine IgG-Antigen-Interaktion an meningealen Gefässen zur Zytokinausschüttung führen [4]. Die Symptome beginnen nach Erstexposition meist innerhalb von Stunden bis Tagen, bei erneuter Einnahme oft innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden und klingen nach Absetzen des Medikaments meist rasch und folgenlos ab [5]. Bei einer typischen Symptomatik im Zusammenhang mit verdächtigen Medikamenten sollte eine aseptische Meninigitis differentialdiagnostisch in Betracht gezogen werden.

Gesetzliche Meldepflicht unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) durch medizinische Fachpersonen

In der Schweiz müssen medizinische Fachpersonen, die zur Abgabe oder Anwendung von Arzneimitteln berechtigt sind, schwerwiegende und/oder bislang nicht bekannte Nebenwirkungen melden. Meldungen an Swissmedic können mit dem Elektronischen Vigilance-Meldeportal «ElViS» erfasst und übermittelt werden (ElViS-Login).

Ergänzende Informationen

1.     Arzneimittelinformationen (Ibuprofen, Mefenaminsäure, Co-trimoxazol) (www.swissmedicinfo.ch)

2.     Elmedani, S., Albayati, A., Udongwo, N., Odak, M., & Khawaja, S. (2021). Trimethoprim-Sulfamethoxazole-Induced Aseptic Meningitis: A New Approach. Cureus13(6), e15869. https://doi.org/10.7759/cureus.15869

3.     Desgranges, F., Tebib, N., Lamy, O., & Kritikos, A. (2019). Meningitis due to non-steroidal anti-inflammatory drugs: an often-overlooked complication of a widely used medication. BMJ case reports12(11), e231619. https://doi.org/10.1136/bcr-2019-231619

4.     Kretowska-Grunwald, A., Krawczuk-Rybak, M., & Sawicka-Zukowska, M. (2022). Intravenous Immunoglobulin-Induced Aseptic Meningitis-A Narrative Review of the Diagnostic Process, Pathogenesis, Preventative Measures and Treatment. Journal of clinical medicine11(13), 3571. https://doi.org/10.3390/jcm11133571

5.     Bernasconi, G. F., Milani, G. P., De Felice, E. L. T., Laurence, C., Faré, P. B., Terziroli Beretta-Piccoli, B., Bianchetti, M. G., & Lava, S. A. G. (2025). Acute aseptic meningitis temporally associated with trimethoprim and sulfamethoxazole: Systematic review. British journal of clinical pharmacology91(1), 236–243. https://doi.org/10.1111/bcp.16346

   


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