Medikamenten-induzierte Pankreatitis

Medikamenten-induzierte Pankreatitis

Arzneimittel können als Auslöser einer akuten Pankreatitis übersehen werden.

In seltenen Fällen kann eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse durch Arzneimittel verursacht worden sein. Mit den folgenden drei Fallbeispielen aus der Swissmedic Pharmacovigilance-Datenbank erinnert Swissmedic daran, bei der Differentialdiagnose Medikamente als mögliche Ursache für eine akute Pankreatitis nicht zu vergessen.


Stichworte: Pankreatitis; Ozempic; Semaglutid; Imurek; Azathioprin; Isotretinoin
Daten Ereignis Beschreibung

Jahr: 2022

Alter: 55

Geschlecht: weiblich

Arzneimittel: Ozempic®

Wirkstoff: Semaglutid

Indikation: Diabetes Typ II

UAW: Akute Pankreatitis

Die Patientin wurde mit gürtelförmigen Oberbauchschmerzen notfallmässig hospitalisiert. Bei einem erhöhte Lipasewert wurde in der Bildgebung eine akute Pankreatitis nachgewiesen.

Seit einem Jahr wurde die Patientin mit Semaglutid behandelt, welches dann bei Hospitalisation abgesetzt wurde. Die Einnahme von Semaglutid wurde als mögliche Ursache der akuten Pankreatitis angesehen. Weitere Angaben zum Ausgang der unerwünschten Arzneimittelwirkung (UAW) liegen nicht vor.

Die akute Pankreatitis ist als gelegentliche UAW (Häufigkeit ≥1/1'000, <1/100) von Ozempic® in der schweizerischen Fachinformation aufgeführt. Wird eine Pankreatitis vermutet, ist Ozempic® abzusetzen.

Wird eine akute Pankreatitis bestätigt, ist die Behandlung mit Ozempic® nicht erneut aufzunehmen. Patienten mit Pankreatitis in der Vorgeschichte wurden in den klinischen Studien mit Semaglutide nicht behandelt. Deshalb ist bei diesen Patienten Vorsicht geboten.

Jahr: 2017

Alter: 23

Geschlecht: männlich

Arzneimittel: Imurek®

Wirkstoff: Azathioprin

Indikation: Morbus Crohn

UAW: Akute Pankreatitis

Bei diesem Fall eines Patienten mit Adipositas Grad II wurde kürzlich ein Morbus Crohn diagnostiziert und seit 20 Tagen mit Azathioprin 100 mg/Tag behandelt.

Er stellt sich notfallmässig mit starken Oberbauchschmerzen vor. Laborchemische waren die Amylase (470 U/L) und Lipase (824 U/L) erhöht. Eine abdominale Röntgenaufnahme zeigte keine Luft unter dem Zwerchfell und eine CT-Untersuchung ergab keine akuten abdominalen Veränderungen. Das klinische Bild einer akuten Pankreatitis wurde auf eine kürzlich begonnene Azathioprin-Therapie zurückgeführt und das Mittel abgesetzt.

Der Patient wurde mit parenteraler Flüssigkeitszufuhr und Analgetika behandelt. Unter diesen Massnahmen waren die Symptome rückläufig und die erhöhten Pankreasenzyme im Serum normalisierten sich.

Im Zusammenhang mit Azathioprin-haltigen Arzneimitteln wurden verschiedene Symptome beschrieben, bei denen es sich offenbar um Überempfindlichkeiten ohne vorherige Sensibilisierung handelt wie: allgemeines Unwohlsein, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Rigor, Muskelschmerzen, Arthralgien, Hautausschläge, Erythema nodosum, Vaskulitis, Nierenfunktionsstörungen, Leberfunktionsstörungen und Cholestase, cholestatischer Ikterus, Pankreatitis, Herzrhythmusstörungen und Hypotonie.

Ein Zusammenhang mit Azathioprin wurde in vielen Fällen durch eine Re-Exposition bestätigt.

Pankreatitis ist als sehr seltene UAW (Häufigkeit ≥1/1'000, <1/100) in der schweizerischen Fachinformation von Azathioprin-Präparaten aufgeführt.

Jahr: 2021

Alter: 15

Geschlecht: männlich

Wirkstoff: Isotretinoin

Indikation: Akne

UAW: Akute Pankreatitis

Nach Einnahme von Isotretinoin wegen einer Akne treten beim Patienten Bauchschmerzen und unwillkürliches Erbrechen auf. Eine Blutuntersuchung zeigt erhöhte Lipasewerte, wobei keine erhöhten Triglyceride festgestellt werden konnten. Eine CT-Untersuchung des Abdomens deutet auf eine leicht ödematöse akute Pankreas hin. Nach Absetzen des Medikamentes bessern sich die Beschwerden.

Pankreatitis ist als sehr seltene (Häufigkeit <1/10’000) unerwünschte Arzneimittelwirkung in der schweizerischen Fachinformation von Isotretinoin-Präparaten aufgeführt.

Isotretinoin ist mit einer Erhöhung der Plasmatriglyceridwerte in Zusammenhang gebracht worden. Wenn eine Hypertriglyceridämie nicht auf einem akzeptablen Niveau kontrollierbar ist oder wenn Symptome einer Pankreatitis auftreten, muss die Behandlung mit Isotretinoin abgebrochen werden. Werte, die 800 mg/dl oder 9 mmol/l überschreiten, sind manchmal mit einer akuten Pankreatitis, die tödlich verlaufen kann, verbunden.

Fazit und Empfehlung

Auch wenn Medikamente nur selten der Auslöser einer Pankreatitis sind, soll diese Möglichkeit bei der Differentialdiagnose erwogen werden, wenn andere Ursachen nicht in Frage kommen.

Medizinische Fachpersonen sind aufgerufen, schwere und/oder bislang unbekannte Nebenwirkungen an Swissmedic zu melden. Bitte nutzen Sie dafür das Elektronische Vigilance-Meldeportal «ElViS».