Kurzbericht Zulassung – Pluvicto®/Pluvicto CA®

Kurzbericht Arzneimittelzulassung vom 02.05.2025

Pluvicto®/Pluvicto CA® (Wirkstoff: Lutetium(177Lu)-vipivotid-Tetraxetan)

Zulassung in der Schweiz: 24.02.2023

Lösung zur Injektion zur Behandlung von Erwachsenen mit fortschreitendem und PSMA-positivem, metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakrebs, die zuvor mit Androgenrezeptor-Hemmung und Taxan-basierter Chemotherapie behandelt wurden

Über das Arzneimittel

Pluvicto/-CA enthält den Wirkstoff Lutetium(177Lu)-vipivotid-Tetraxetan. Dieser besteht aus dem radioaktiven Stoff/Radionuklid 177Lutetium und dem auf die Krebszelle zielgerichteten Vipivotid-Tetraxetan.

Pluvicto/-CA ist ein Radiopharmazeutikum zur Behandlung von Erwachsenen mit prostataspezifischem Membranantigen (PSMA)-positivem, metastasiertem (auf andere Körperteile ausbreitend), kastrationsresistentem[1] Prostatakrebs (mCRPC), bei denen die Erkrankung fortschreitet.

Prostatakrebs ist eine häufige Krebserkrankung bei Männern. Wenn die Krankheit metastasiert und nicht mehr auf eine Hormontherapie anspricht, ist die Prognose oft sehr schlecht.

Patienten, die mit Pluvicto/-CA behandelt werden, haben bereits andere Behandlungen wie Androgenrezeptor-Hemmung und eine Chemotherapie erhalten.

Unterschied Pluvicto/ Pluvicto CA:
Pluvicto und Pluvicto CA enthalten beide den Wirkstoff Lutetium (177Lu)-vipivotid-Tetraxetan.  Pluvicto CA enthält 177Lutetium welches die Verunreinigung Lutetium177m enthält, was auf die Herstellung aus Lutetium176 zurückzuführen ist. Dieses 177Lutetium wird als «carrier added» (CA) bezeichnet. Pluvicto enthält 177Lutetium ohne die Verunreinigung 177mLutetium, hergestellt unter Verwendung von 176Ytterbium – man spricht von «non-carrier added» Lutetium.

[1] Kastrationsresistent: Die Krebserkrankung schreitet fort, obwohl die Testosteron-Spiegel im Blut durch eine Hormontherapie niedrig gehalten werden

Wirkung

Pluvicto/-CA bindet gezielt an PSMA, einem bestimmten Protein, das auf der Oberfläche der Prostata-Krebszellen zu finden ist. Der radioaktive Teil des Medikaments gibt therapeutische Strahlung direkt an die Zielkrebszellen ab, wodurch DNA-Schäden verursacht und die Krebszellen zerstört werden. Dies führt zu einer Verlangsamung des Tumorwachstums oder sogar zum Absterben der Krebszellen.

Anwendung

Pluvicto/-CA ist rezeptpflichtig und ein Radiopharmazeutikum, welches in Form einer Lösung für die intravenöse Verabreichung als Injektion/Infusion hergestellt wird.

Es ist in einer Dosierung von 1000 MBq/ ml erhältlich. Die empfohlene Dosis beträgt 7400 MBq alle 6 Wochen (±1 Woche) für bis zu 6 Dosen oder bis zum Fortschreiten der Krankheit oder dem Auftreten inakzeptabler Toxizität.

Das Arzneimittel ist ausschliesslich zur Verwendung im Spital bestimmt und darf nur in dafür zugelassenen Einrichtungen von qualifizierten Fachpersonen verabreicht werden.

Wirksamkeit

Die Wirksamkeit von Pluvicto/-CA wurde in der VISION-Studie untersucht.

In dieser Studie wurde Pluvicto/-CA bei 831 Patienten mit fortschreitendem, PSMA-positivem, kastrationsresistentem, metastasiertem Prostatakrebs (mCRPC) untersucht, die zuvor eine Antiandrogen-Therapie und eine Taxan-basierte Chemotherapie erhalten hatten.

Die Patienten erhielten entweder Pluvicto/-CA zusammen mit einer Standardtherapie oder die Standardtherapie allein. Die Standardtherapie beinhaltete u.a. unterstützende Massnahmen wie Schmerzmedikamente, Flüssigkeitszufuhr und Bluttransfusionen sowie Hormontherapie oder lokale Radiotherapie. Zytotoxische Chemotherapie war nicht erlaubt.

Die Studie zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS)[2] von 15,3 im Vergleich zu 11,3 Monaten und des radiographisch progressionsfreien Überlebens (rPFS)[3] von 8,7 im Vergleich zu 3,4 Monaten bei Patienten, die Pluvicto/-CA plus Standardtherapie erhielten, im Vergleich zu denen, die nur die Standardtherapie erhielten.

[2] Das Gesamtüberleben (OS, overall survival) bezeichnet die Zeitspanne zwischen Therapiebeginn und Tod des Patienten bzw. der Patientin.

[3] Radiographisch progressionsfreies Überleben (rPFS) kann als der Zeitraum definiert werden, in dem ein Patient nach der Behandlung keine radiologisch nachweisbare Krankheitsprogression zeigt. Das bedeutet, dass in bildgebenden Untersuchungen wie CT- und MRT-Scans keine neuen Tumoren oder keine Vergrösserung bestehender Tumoren festgestellt werden können.

Vorsichtsmassnahmen, unerwünschte Wirkungen & Risiken

Pluvicto/-CA trägt zur langfristigen Strahlenbelastung des Patienten bei und kann daher mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden sein.

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Pluvicto/-CA sind Müdigkeit (43,1 %), Mundtrockenheit (39,3 %), Übelkeit (35,3 %), Blutarmut (31,8 %), Appetitlosigkeit (21,2 %) und Verstopfung (20,2 %).

Zu den schwerwiegenderen Nebenwirkungen gehören Anämie (Blutarmut) (12,9 %), Thrombozytopenie (niedrige Anzahl an Blutplättchen) (7,9 %) und Lymphopenie (niedrige Anzahl an bestimmten Gruppen weisser Blutkörperchen) (7,8 %).

Zu den Risiken gehören auch Myelosuppression (Verminderung der Funktion des Knochenmarks) und Nierentoxizität (Schädigung der Nieren), die in der durchgeführten Studie häufiger bei Patienten auftraten, die Pluvicto/-CA erhielten, als bei denen, die nur die Standardbehandlung erhielten.

Alle Vorsichtsmassnahmen, Risiken und weitere mögliche unerwünschte Wirkungen sind in der Fachinformation aufgeführt.

Begründung des Zulassungsentscheids

Zu den bisherigen Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit fortgeschrittenem, PSMA-positivem metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakrebs (mCRPC) gehören Taxan-basierte Chemotherapien oder eine Anti-Androgentherapie. Nach dem Versagen dieser Behandlungen sind die Überlebenschancen für diese Patienten sehr begrenzt.

Pluvicto/-CA stellt eine neue Therapieoption dar, die gezielt an PSMA-exprimierende Krebszellen bindet und therapeutische Strahlung abgibt, um das Tumorwachstum zu hemmen.

In der Studie VISION zeigte sich, dass die Therapie mit Pluvicto/-CA zu einer signifikanten Verlängerung des Überlebens und einer Verzögerung des Fortschreitens der Erkrankung führt.

Unter Berücksichtigung aller Risiken und Vorsichtsmassnahmen und aufgrund der vorliegenden Daten überwiegen die Vorteile von Pluvicto/-CA die Risiken. Swissmedic hat daher das Arzneimittel Pluvicto/-CA mit dem Wirkstoff Lutetium(177Lu)-vipivotid-Tetraxetan für die Schweiz zugelassen.

Weitere Informationen zum Arzneimittel

Information für medizinisches Fachpersonal:

Weitere Fragen beantworten Gesundheitsfachpersonen.

 

Der Stand dieser Information entspricht demjenigen des SwissPAR. Neue Erkenntnisse über das zugelassene Arzneimittel fliessen nicht in den Kurzbericht Arzneimittelzulassung ein.

In der Schweiz zugelassene Arzneimittel werden von Swissmedic überwacht. Bei neu festgestellten unerwünschten Arzneimittelwirkungen oder anderen sicherheitsrelevanten Signalen leitet Swissmedic die notwendigen Massnahmen ein. Neue Erkenntnisse, welche die Qualität, die Wirksamkeit oder die Sicherheit dieses Medikaments beeinträchtigen könnten, werden von Swissmedic erfasst und publiziert. Bei Bedarf wird die Arzneimittelinformation angepasst.