Nutzen der HPV-Impfung
Präparate
Als erster HPV-Impfstoff wurde Ende 2006 Gardasil® in der Schweiz und im gleichen Zeitraum auch international zugelassen. Er wirkt gegen die tumorerzeugenden HPV Typ 16 und 18 sowie gegen Typ 6 und 11, die zu Genitalwarzen führen. Das im Frühjahr 2010 zugelassene Cervarix® wirkt gegen HPV 16 und 18 und somit nur vorbeugend gegen Tumoren. Die Impfung sollte vor Beginn der sexuellen Aktivität abgeschlossen sein. Deshalb empfiehlt das BAG, die Impfung frühzeitig, im Alter zwischen 11 und 14 Jahren, durchzuführen. Gegen eine HPV-Infektion, die bereits vor der Impfung erfolgte, wirkt die Impfung nicht. Sie schützt aber immer noch vor den anderen HPV-Typen, welche durch den Impfstoff abgedeckt werden.
Klinische Studien
Die Resultate grosser klinischer Studien, durchgeführt im Rahmen der Zulassung, belegten, dass die HPV-Impfstoffe wirksam vor der Infektion mit den entsprechenden HPV Typen schützen und Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs vorbeugen1,2,3. Für Gardasil® ist ausserdem gezeigt, dass es vor Genitalwarzen schützt1.
Studien nach der Markteinführung
Mittlerweile gibt es grosse bevölkerungsbasierte Studien, die nach der Einführung der HPV-Impfungen durchgeführt wurden. Diese Studien bestätigen die Wirksamkeit der HPV-Impfung unter Alltagsbedingungen. Sie stammen aus verschiedenen Ländern und den Kontinenten (Australien, USA, Europa).
Eine australische Studie zeigte eine progressive Abnahme hochgradiger Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs nach Einführung der HPV-Impfung bei Frauen unter 18 Jahren4. Langzeitbeobachtungen werden zeigen, wie sich die HPV-Impfung auf die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs selber auswirkt.
Eine grosse Studie aus Dänemark5 bestätigt die Schutzwirkung von Gardasil gegen Genitalwarzen: bei 0,01 % Geimpften traten innerhalb von 3,5 Jahren Genitalwarzen auf, im Vergleich zu 1,5 % bei Ungeimpften. Eine Reihe weiterer Studien zeigte eine rückläufige Häufigkeit von HPV-Infektionen und HPV-bedingten Erkrankungen nach HPV-Impfung6-12.
In der Schweiz hat zudem das BAG eine Studie lanciert, um die Auswirkungen der HPV-Impfstoffe auf Krebsvorstufen und Krebserkrankungen am Gebärmutterhals in unserem Land zu untersuchen.
Sicherheit der HPV-Impfstoffe
Die Risiken der HPV-Impfstoffe werden in der Schweiz und international, besonders auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO, weiterhin engmaschig überwacht und nachverfolgt. Inzwischen besteht weltweit sehr grosse Erfahrung mit beiden Präparaten. In der Schweiz betrifft sie vor allem Gardasil®. Mit diesem Impfstoff wurden in unserem Land seit sieben Jahren schätzungsweise 200‘000 Personen geimpft und weltweit wurden bereits über 175 Millionen Impfdosen verabreicht13.
Häufigere und gut bekannte unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) sind Schmerz oder Entzündungszeichen an der Injektionsstelle, Kopfweh, Fieber, Unwohlsein und grippeartige Symptome (z.B. Gliederschmerzen). Mit solchen Symptomen, die sich in aller Regel spontan erholen, ist grundsätzlich bei Impfungen zu rechnen.
UAW-Meldungen aus der Schweiz
Zwischen 2007 bis heute (Stand der Datenbank 11. September 2014) hat Swissmedic insgesamt 167 Berichte vermuteter UAW der HPV-Impfstoffe aus unserem Land registriert. 164 davon betreffen Gardasil®, was durch dessen höheren Markanteil erklärt sein dürfte. Die Zahl der Meldungen liegt seit 2010 zwischen 10 und 30 pro Jahr. Im Jahr 2009 erreichte sie mit 61 ein Maximum, da regional systematisch auch leichtere, nicht-meldepflichtige Ereignisse erfasst und weitergeleitet wurden.
Von den 167 Meldungen wurden 62 % als "nicht-schwerwiegend" und 27 % als "medizinisch wichtig" eingestuft. Bei 11 % kam es zu schwereren Folgen, z.B. Spitaleinweisung. Keine der Meldungen betraf einen Todesfall.
Die Meldungen sprechen für ein günstiges Nebenwirkungsprofil und entsprechen den ausführlich in der Arzneimittelinformation aufgeführten Risiken der Impfstoffe. Wegen Berichten über plötzliche Ohnmacht unmittelbar nach der Impfung ("vasovagale Synkopen") haben Swissmedic und BAG frühzeitig und erfolgreich neue Vorsichtsmassnahmen veranlasst: Die Mädchen sollen während und nach der Impfung sitzen oder liegen. Dabei handelt es sich um eine unerwünschte Wirkung, die allgemein bei Injektionen auftreten kann. Sie ist harmlos, wenn Stürze und dadurch ausgelöste Verletzungen vermieden werden.
Studien zur Sicherheit der Impfstoffe nach der Zulassung
Seltene UAW-Meldungen nach der Markteinführung betreffen schwerwiegende Ereignisse, die sorgfältig abgeklärt und als Sicherheitssignale weiter begutachtet wurden.
Auf internationaler Ebene zählen dazu Autoimmunkrankheiten, besonders auch multiple Sklerose und Entzündungen des zentralen Nervensystems. Zur weiteren Klärung sind in solchen Situationen epidemiologische Studien heranzuziehen. Heute liegen eine ganze Reihe solcher Untersuchungen vor. Erwähnt sei die grosse Studie in Dänemark und Schweden14, die fast 300'000 geimpfte und nahezu 700'000 nicht geimpfte junge Frauen verglich. Chao und Mitautoren15 untersuchten das Auftreten von Autoimmunkrankheiten und Klein16 wertete Behandlungen in Notfallstationen und Spitaleinweisungen bei fast 190'000 Frauen aus, die mindestens eine Impfdosis erhalten hatten. Sie haben ein erhöhtes Risiko für diese Krankheitsbilder nach HPV-Impfung, insbesondere für Autoimmunkrankheiten wie multiple Sklerose, nicht bestätigt. Zum gleichen Schluss kam das "Global Advisory Committee on Vaccine Safety (GACVS)" der WHO in Statements 201313 und 201417.
Swissmedic – zuständig für die Zulassung und die anschliessende Überwachung der Impfstoffe – sowie das Bundesamt für Gesundheit (BAG), zusammen mit der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) verantwortlich für die Impfempfehlungen, bewerten aktuell das Nutzen-Risiko Verhältnis beider Impfstoffe weiterhin als positiv.
Swissmedic wie auch die Behörden des Auslands, die WHO und das BAG verfolgen neue Erkenntnisse zu Nutzen und Risiken der HPV-Impfstoffe laufend. Bei deren Begutachtung bezieht Swissmedic ihre externen Impfstoffexperten ein und sorgt dafür, dass die Arzneimittelinformationen (siehe http://www.swissmedicinfo.ch/) auf den neusten Stand gebracht werden.