Sondiert

IVI-Fachbereich wechselt zu Swissmedic Tierarzneimittel-Wissen frisch gebündelt

Per 1. Januar 2023 wurde der Fachbereich für immunologische Produkte im Veterinärbereich (unter anderem Impfstoffe für Heim- und ­Nutztiere) vom Institut für Virologie und Immunologie (IVI) in die Swissmedic migriert. Ein Besuch bei der neuen Leiterin der Einheit 1 der Abteilung Tierarzneimittel, Isabelle Zaugg.

Und plötzlich erhascht man einen Blick über das blühende Tal. Die Sonne beleuchtet die grünen Wiesen, an der Hügelkette liegt der Wohnsitz von Isabelle Zaugg – ein Haus inmitten saftiger Weiden mit Blick auf die Alpen.

Eine steile Treppe führt durch den Gartenbereich auf die gepflegte Terrasse. Ein paar Katzen lugen hinter Holzbänken hervor. Der Hühnerstall ist derzeit noch leer, wird aber in Kürze mit ein paar Hennen und Hähnen belebt. Auf dem angrenzenden Gehege stehen vier Alpakas herum und beobachten die Besucherinnen und Besucher vorerst von Weitem.

Die frischgebackene Einheitsleiterin der Abteilung Tierarzneimittel von Swissmedic liebt Tiere; sie ist mit ihnen aufgewachsen. «Seit ich denken kann, bin ich von Tieren umgeben; ich habe mich schon mein ganzes Leben für ihr Wohl eingesetzt. Für mich ist es ein Privileg, auch beruflich in diesem Umfeld tätig zu sein», schwärmt sie.

«Nicht zuletzt geht es um einen möglichst raschen Zugang zu Impfstoffen für Tierärztinnen und Tierärzte.»
Isabelle Zaugg

Heute arbeitet Isabelle Zaugg in der Abteilung Tierarzneimittel von Swissmedic. Sie wurde per 1. Januar 2023 vom Institut für Virologie und Immunologie transferiert – dies, weil die Zulassung, Marktüberwachung und Chargenfreigabe von immunologischen Tierarzneimitteln ins Heilmittelinstitut überführt wurden. «Ich hatte schon während des Transferprojektes, welches ein Jahr dauerte, sehr konstruktive Kontakte mit den Verantwortlichen von Swissmedic, alle zogen am gleichen Strick – das hat mich sehr beeindruckt.» Sie wurde sofort gut aufgenommen und lernte einige ihrer neuen Arbeits­kolleginnen und -kollegen bereits im Vorfeld in einem Kick-off-Meeting persönlich kennen. «Wir pflegten von Anfang an einen regen Austausch – alle waren positiv eingestellt und freuten sich auf die Integration», schaut Isabelle Zaugg mit einem guten Gefühl zurück.

Während sie sich beim IVI noch um den gesamten Lebenszyklus der immunologischen Tierarzneimittel kümmerte, übernahm sie bei Swissmedic eine neue Rolle – vor allem weil die Chargenfreigabe und Marktüberwachung anderen Bereichen zugeordnet wurden. «Mein Team kümmert sich in erster Linie um die Zulassung und Vigilanz von Tierimpfstoffen. Während des Transfers musste ich dafür sorgen, dass alle Daten vom IVI zu Swissmedic konform migriert wurden. Jetzt geht es darum, die Organisation, das Wissen und die Strukturen weiter aufzubauen.»

Isabelle Zaugg
Isabelle Zaugg
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Warum aber wurde der gesamte Bereich überhaupt vom IVI zu Swissmedic transferiert? Dafür gibt es verschiedene Gründe, wie Isabelle Zaugg erklärt: «Historisch bedingt war das IVI für die Zulassung und die Kontrolle von Tierimpfstoffen zuständig, da für die Qualitätssicherung und Chargenfreigabe früher Laboruntersuchungen und Tierversuche nötig waren. Das IVI verfügte über das Wissen und die notwendige Infrastruktur.» Die heutigen Richtlinien fordern, dass Tierversuche nach dem 3R-Prinzip reduziert werden sollen: Replace, Reduce, Refine (Ersatz, Reduktion, Verbessern). «Hier richten wir uns nach den Vorgaben aus dem europäischen Arzneibuch, das Qualitätsstandards für die gesamte pharmazeutische Industrie in Europa bereitstellt. Es besagt, dass man bei der Impfstofffreigabe vermehrt von In-vivo-Tests – sprich Tierversuchen – absieht und stattdessen In-vitro-Tests im Labor durchführt», erklärt Isabelle Zaugg. «Heute arbeitet man eher mit molekularen Techniken – diese sind meistens präziser. Ein weiterer Grund für den Transfer war, dass der «Service public» – also die Grundversorgung – verbessert wird und die Prozesse vereinfacht werden.» Schliesslich ergänzt Isabelle Zaugg: «Nicht zuletzt geht es um einen möglichst raschen Zugang zu Impfstoffen für Tierärztinnen und Tierärzte. Mit unseren einheitlichen und effizienten Prozessen stellen wir sicher, dass wirksame, sichere und qualitativ einwandfreie Impfstoffe zugelassen werden.»

Swissmedic ist zuständig für Human- und Tierarzneimittel. Es ist also sinnvoll, dass Swissmedic auch für immunologische Tierarzneimittel verantwortlich ist. In dieser relativ grossen Organisation mit verschiedenen Fachexpertinnen und Fachexperten können Synergien einfacher genutzt werden – vor allem, weil viel Fachwissen und die Vernetzung mit externen Stellen vorhanden sind. Ein Beispiel: «Es gibt bei Swissmedic neu eine Fachgruppe Impfstoffe – hier sind Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Abteilungen und Bereichen dabei. Somit können wir uns jederzeit zu Themen austauschen, welche die Impfstoffe sowohl der Human- als auch der Tiermedizin betreffen», präzisiert Isabelle Zaugg.

Der interne wie auch der externe Austausch ist wichtig. Denn die grösste Herausforderung liegt im rasanten wissenschaftlichen Fortschritt (wie beispielsweise bei den neuartigen Therapien). «Es ist unabdingbar, dass wir unser Wissen kontinuierlich erweitern, und auch der regelmässige Austausch mit ausländischen Partnerbehörden hilft uns dabei, in jeder Hinsicht auf dem neusten Stand zu bleiben», erklärt Isabelle Zaugg. Der Austausch mit der britischen Behörde VMD (Veterinary Medicines Directorate) ist rege, aber auch mit europäischen Partnerbehörden findet ein regelmässiger Austausch statt.

Mittlerweile sind die vier Alpakas doch noch neugierig geworden und wollen wissen, wer sich in ihr Gehege gewagt hat. Zeit für Isabelle Zaugg, sich um ihre vier Lieblinge zu kümmern. Sie gibt ihnen Futter, streichelt sie und verabreicht ihnen zuletzt eine Abkühlung mit dem Wasserschlauch, was die Alpakas sichtlich geniessen. «Genau wie wir Menschen brauchen auch Tiere ihre Rituale», erklärt die Biologin, bevor sie ihre Schützlinge wieder zurück auf ihre Wiese entlässt.

Ganz zum Schluss schaut Isabelle Zaugg auch mit ein bisschen Wehmut auf ihre Zeit beim IVI zurück. «Früher agierte ich vielmehr als Generalistin und war in alle Prozesse des Lebenszyklus der immunologischen Tierarzneimittel involviert. Heute bin ich auf das Zulassungsgeschäft spezialisiert und bekomme dadurch einiges nicht mehr mit.» So holt sie sich ihre Informationen betreffend Chargenfreigabe und Marktkontrolle bei ihren neuen Arbeitskolleginnen und -kollegen. «Wir pflegen einen engen Austausch. Mein Anspruch ist es, weiterhin über alle Facetten der Tierarzneimittel Bescheid zu wissen.»