Von hier aus wird das Blut für die Behandlung von Patientinnen und Patienten eingesetzt.
Verantwortlich für die Transfusion ist die verordnende Ärztin bzw. der verordnende Arzt. Sie
geben die Anweisungen und verantworten die Therapie wie bei anderen Arzneimitteln. Eine
Besonderheit allerdings bleibt: «Alle Einrichtungen, die transfundieren, müssen eine Person
benennen, die für die Haemovigilanz verantwortlich ist – meistens eine Ärztin oder einen Arzt.
Diese für die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben verantwortliche Person muss an Swissmedic
gemeldet werden», klärt Julia Engels auf. Und sie fährt fort: «Diese Personen verantworten
letztlich die Qualität und Sicherheit der Transfusionen.» Der Transfusionsprozess im Spital ist
komplex, es sind zahlreiche Fachpersonen involviert. Neben der administrativen Unterstützung
sind auch Pflegefachkräfte, Laborantinnen und Laboranten, Qualitätsbeauftragte, Technikerinnen
und Techniker, Reinigungsfachkräfte sowie Ärztinnen und Ärzte eingeschlossen.
Zusammen mit Julia Engels betrachten wir den gesamten Vigilanzprozess etwas näher: «In jedem
Teil der Transfusionskette können Fehler passieren. Deshalb müssen alle Schnittstellen überwacht
werden. Blut ist ein lebendes Produkt. Alle Beteiligten müssen versuchen, die Arbeitsschritte
so sicher wie möglich zu gestalten», stellt Julia Engels klar. Und ergänzt: «Mit der
Haemovigilanz können wir fehleranfällige Prozessschritte erkennen. Ein Spital, das uns
regelmässig Meldungen zukommen lässt, fällt bei uns nicht etwa negativ auf, sondern gibt uns
eher den Hinweis, dass dort eine fortschrittliche Fehlerkultur herrscht und qualitätssichernde
Massnahmen implementiert worden sind.»
Grundsätzlich können überall Fehler auftauchen. Im Jahr 2021 gingen insgesamt 7901 Meldungen zu
labilen Blutprodukten bei der Haemovigilanz ein. Diese Zahl setzt sich aus
Transfusionsreaktionen, Transfusionsfehlern und Beinahefehlern, Meldungen der Hersteller zu
Qualitätsproblemen und Nebenwirkungen bei der Blutspende zusammen. «Bei der Anwendung von Blut
sowie labilen Blutprodukten kommt es immer wieder zu unerwünschten Wirkungen. Diese
Vorkommnisse werden bei uns systematisch gesammelt und genauestens ausgewertet», erklärt Julia
Engels.
Alle in die gesamte Transfusionskette involvierten Personen sind verpflichtet, Fehler an
Swissmedic zu melden. «Durch Auswertung dieser Meldung können wir kritische Punkte und
Sicherheitslücken im Prozess erkennen, mit dem Ziel, präventive Massnahmen und gezielt
Verbesserungen implementieren zu können.» Das Qualitätssicherungssystem muss flexibel und
lernfähig sein. Und es muss jederzeit funktionieren. Neben der Prozessüberwachung wird auch
die Transfusion selber überwacht: «Blutprodukte sind sehr sicher. Trotzdem kann es in
vereinzelten Fällen zu unerwünschten Reaktionen kommen», führt Julia Engels aus. Dann muss zum
Beispiel abgeklärt werden, ob sich im Produkt Bakterien befanden oder ob es nicht passend
beziehungsweise kompatibel war. Alle Transfusionsreaktionen müssen der Haemovigilanz
gemeldet werden. «Wo nötig werden weitere Nachforschungen – gegebenenfalls bei den Herstellern –
durchgeführt; und in einigen speziellen Situationen sogar bei den Spendern des Blutes.»
Eine Besonderheit im Bereich der Blutprodukte ist, dass die gesamte Kette von der Spenderin bis
zum Empfänger des Blutes lückenlos nachvollziehbar sein muss. Dies ist bei anderen Arzneimitteln
üblicherweise nicht der Fall. Besteht der Verdacht, dass durch ein Blutprodukt eine
Infektionsübertragung stattgefunden hat, kann ein sogenanntes Look-back-Verfahren
(Rückverfolgungsverfahren) zum Einsatz kommen – auch Jahre nach der Transfusion. Alle
Transfusionsreaktionen und auch Look-back-Verfahren werden im Haemovigilanz-Jahresbericht
publiziert.
In der Überwachung der Transfusionskette sind die Zuständigkeiten klar aufgeteilt: Die Blutspendezentren sind die Hersteller und koordinieren das
Abfüllen und den Transport; sie werden durch ein Swissmedic-Inspektionsteam geprüft. Für die
Blutlager im Spital sind die jeweiligen Kantonsapothekerinnen und -apotheker zuständig. Und
für die Überwachung der Qualitätssicherung und Transfusionsreaktionen ist die Haemovigilanz
von Swissmedic verantwortlich.
Wir verlassen das Spital und fragen uns letztlich, was mit dem Blut von Theo Zeiter und Silvano
Cartoggio passieren wird. Die Spender selbst interessiert dies laut eigenen Aussagen weniger.
«Wir vertrauen der Organisation und haben nach dem Spenden stets ein gutes Gefühl. Im Detail
wollen wir nicht wissen, wie unser Blut weiterverwendet wird.»